Eine Ära geht zu Ende: Nach über 30 Jahren ist beim Confetti’s in Oberkassel Schluss - ein persönlicher Nachruf
Ein Nachruf auf ein Düsseldorfer Lokal, das Geschichte schrieb - von LAURUS-Autor Dominik A.J. Sourek, der im Confetti´s jahrelang Stammgast war und jetzt schon weiß: dieser Treffpunkt wird fehlen in der Trendmetropole am Rhein:
Liebes Confetti’s,
als Du 1989 zum ersten Mal Deine Türen öffnetest, war ich 20 und hatte gerade mein Abitur gemacht. Zu dieser Zeit wohnte ich in Köln und wenn ich bei meiner Omi in Oberkassel zu Besuch war, gingen wir oft zu Dir, am liebsten auf Deine Terrasse. Dann konnte ich in eine andere Welt eintauchen, in die Welt der Schönen und Reichen, denen ich bei Dir begegnet bin.
Wen hast Du nicht alles in Deinen Räumlichkeiten mit italienischen Spezialitäten beköstigt! Schauspielerinnen, Modedesigner, Models, Sänger, Profi-Fußballer, Tennisspieler, Politgrößen, alle waren sie da. Boris Becker’s Stern ging damals gerade auf, Eric Jelen ließ sich immer wieder blicken, und es gab den Tennis World-Team-Cup im Rochus-Club. Nach den Matches schauten die Tennis-Cracks oft noch auf eine Pasta vorbei.
Mitte der 80-er-Jahre brachte Grace Jones mit dem Produzenten Trevor Horn den Song „Slave to the Rhythm“ raus, der ihr größter Erfolg werden sollte. Neben ihrer Gesangskarriere machte sie 1985 im James Bond Film „Im Angesicht des Todes“ als Bond-Girl May Day an der Seite von Christopher Walken eine gute Figur. Auch sie war im Confetti´s zu Gast, und noch viele weitere Prominente kehrten bei Dir ein. Düsseldorfer Straße 2, an der Ecke Kaiser-Wilhelm-Ring, diese Adresse vergesse ich nie.
Wieder bin ich der letzte Gast auf der Terrasse. Aber jetzt höre ich keinen typischen Kirmes-Sound und kein Kellner fragt mich, ob ich mit ihm noch einen Bummel zur besten Backfischbude mache. Was mir in diesem Moment bleibt sind die schönen Erinnerungen, die mir keiner mehr nehmen kann. Ich werde Dich nie vergessen! Bye, bye Confetti´s!
Nicht nur München hatte in den 80-er und 90-er-Jahren seine In-Lokale, sehen und gesehen werden war in Düsseldorf ebenso angesagt. Die Liste von Berühmtheiten, die Dich besuchten ist lang... Udo Jürgens, Gina Lolllobrigida, Mickey Rourke, die Fußballer von Fortuna Düsseldorf und die internationalen Kicker, die während der Welt- und Europameisterschaften hier waren. Aber es gab auch die, die nicht zum Kreis der sogenannten Promis oder denen die sich dafür hielten zählten, und das waren vor allem die Bewohner von Oberkassel.
In Deinen Räumen fanden sie ihr zweites Zuhause. Im Sommer bevorzugt auf der Terrasse, sonnengeschützt durch eine Markise mit der Aufschrift „Confetti’s“ – ein Statement! In den letzten Jahren ist eine Art Wintergarten entstanden, dem wechselhaften Wetter in unseren Gefilden geschuldet, wenn man einem von Deiner Belegschaft Glauben schenken darf. Auch ich saß oft auf dieser Terrasse, am liebsten im Juli, wenn auf den benachbarten Rheinwiesen die Große Kirmes stattfand.
Dann wehte der sanfte Sommerwind den Duft von Zuckerwatte, gebrannten Mandeln und Reibekuchen in meine Nase, aber am faszinierendsten war die typische Jahrmarkt-Geräuschkulisse, diese Mischung aus den Fahrgeschäften, dem Gekreische, der Musik und den Sprüchen der Rekommandeure, die zu Dir herüberzog und die ich regelrecht aufsog. Für den berühmten CSU-Politiker Franz-Josef Strauß waren diese Kirmesgeräusche nicht Lärm, sondern Ausdruck von Lebensfreude.
Die Bewohner von Oberkassel, deren Häuser auf dem Deich oberhalb der Rheinwiesen liegen, können seine Aussage nicht unterstreichen, denn sie sind zu diesem Zeitpunkt meistens nicht in ihren eigenen vier Wänden. Aber ich saß dann mit meiner ersten Liebe auf Deiner Terrasse und wir tranken Pinot Grigio, der zu der Zeit voll angesagt war. Oft war ich einer der letzten Gäste und als Du Deine Türen zusperrtest, drehte ich mit einem Deiner netten Kellner noch eine kleine Runde über die Kirmes zu der Bude, die den besten Backfisch verkaufte.
Die Kellner sind heute immer noch da, die jüngeren Gäste von damals, zu denen ich mich auch zähle, sind längst verheiratet und haben Kinder, die inzwischen auch Deinem Charme erlegen sind. Die Promis, oder solche die sich bevorzugt im Dunstkreis von diesen aufhalten, gibt es heute immer noch in Deinen Räumlichkeiten. Nur die Gesprächsthemen sind andere: Ob sie schon die Booster-Impfung bekommen haben, wie sich die Coronazahlen im benachbarten Ausland entwickeln und was man vom neuen Gesundheitsminister so halten soll, das sind die Themen, die die Gäste wenige Tage vor Deiner Schließung bewegen. Wie haben sich die Zeiten nur verändert…
Früher gab es noch keine Handys, kein Facebook oder Instagram und auch keine Influencer. An meinem Nachbartisch sitzt eine Dame, die ihren beiden Begleiterinnen voller Stolz ein Video auf ihrem Handy vorführt und dabei ins Schwärmen gerät. Darauf zu sehen ist Modeschöpfer Thomas Rath, der im Fürstensaal der Residenz Würzburg im Rahmen eines feierlichen Festaktes, die Auszeichnung „Designer des Jahres“ vom Council für Kunst und Design und vom Verband Deutscher Mode- und Textil-Designer (VDMD) verliehen bekam.
Es stellt sich heraus, dass es sich bei besagter Dame um die „rechte Hand“ des Designers handelt. Die beiden Chefs Carlo Benini und Domenico De Luca haben immer noch ein offenes Ohr für den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft und der großen weiten Welt. Jetzt ist die Zeit gekommen, um von Dir Abschied zu nehmen, liebes Confetti’s. Schön war die Zeit, und ich bin dankbar für die vielen schönen Stunden, die ich bei Dir verbringen durfte.
Mein Lieblingskellner bringt mir einen Averna zum Abschluss, eigentlich wollte ich ihn mit Eis haben, aber die Eismaschine ist gerade ausgefallen. Macht nichts, wir haben ja ohnehin Winter.
Wieder bin ich der letzte Gast auf der Terrasse. Aber jetzt höre ich keinen typischen Kirmes-Sound und kein Kellner fragt mich, ob ich mit ihm noch einen Bummel zur besten Backfischbude mache. Was mir in diesem Moment bleibt sind die schönen Erinnerungen, die mir keiner mehr nehmen kann. Ich werde Dich nie vergessen! Bye, bye Confetti´s!
Dezember 2021. Redaktion LAURUS Magazin
Confettis hat 1986 aufgemacht. Nur mal so am Rande :-)
AntwortenLöschenBetreiber damals Bernd Marbach und Udo Hensgen.
Danke für Ihre Information, Das werden wir korrigieren...
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